Rhein-Erft-Kreis Städte beim ADFC-Fahrradklima-Test mit Licht und Schatten
Bergheim und Brühl gewinnen, Kerpen und Pulheim auf der Verliererseite
Rhein-Erft-Kreis. Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2024, der alle zwei Jahre stattfindenden Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC), sind auch die Städte des Rhein-Erft-Kreises von den Radfahrenden bewertet worden. Dabei haben die Städte Bedburg, Wesseling und Elsdorf das notwendige Quorum von 50 abgegebenen Stimmen nicht erreicht, die anderen Städte sind in die Wertung gekommen.
Sehr erfreulich ist, dass die Städte Brühl und Bergheim ihre Ergebnisse gegenüber der letzten Befragung deutlich verbessert haben, Frechen und Hürth sind nahezu gleich gegenüber der Auswertung von 2022 bewertet worden, Kerpen und Pulheim sind etwas abgerutscht.
Die Ergebnisse im Einzelnen (in Klammern die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2022) :
Stadt | Interviews | Rang | Note |
Bedburg | Nicht in der Wertung | ||
Bergheim | 68 (101) | 59 (97) | 4,02 (4,36) |
Brühl | 128 (212) | 138 (226) | 3,79 (3,99) |
Elsdorf | Nicht in der Wertung | ||
Erftstadt | 77 (-) | 319 (-) | 4,18 (-) |
Frechen | 146 (183) | 100 (102) | 4,41 (4,44) |
Hürth | 108 (137) | 93 (98) | 4,30 (4,36) |
Kerpen | 93 (152) | 72 (59) | 4,14 (4,06) |
Pulheim | 153 (138) | 78 (66) | 4,22 (4,12) |
Wesseling | Nicht in der Wertung |
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„Die Verbesserung der Platzierung von Brühl um fast 100 Plätze im Städteranking der Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohner*innen und die starke Verbesserung der Bewertung von Bergheim sind sehr erfreulich“, so Axel Fell, der Vorsitzende des ADFC Rhein-Erft, „und spiegeln auch die gute Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen und der Politik in den beiden Städten mit dem ADFC wider.“
Auffällig ist, dass in allen Rhein-Erft-Kreis-Kommunen bis auf Hürth die Einführung des Leihradsystems „mobic“ der REVG offensichtlich gut ankommt, denn nahezu überall ist die Bewertung in der Bewertungskategorie „öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih“ am höchsten. In Brühl schlägt auch noch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums positiv zu Buche, in Bergheim die Ampelschaltung für den Radverkehr und wenige Konflikte mit KFz.
In den Kommunen mit weniger guten Ergebnissen werden vor allem die Fahrradförderung und Werbung für den Radverkehr sowie die Reinigung der Radwege, der mangelhafte Winterdienst und die Qualität der Radwege kritisiert.
„Der Fahrradklima-Test 2024 zeigt deutliche Bewegung in Sachen Radverkehr im Rhein-Erft-Kreis“, so Axel Fell, „wir werden uns jetzt die Ergebnisse im Detail betrachten und bewerten, was wir von den deutlich positiven Bewegungen in Brühl und Bergheim lernen können.“
Vordinglich ist nun aber auch die Aufarbeitung der tödlichen Unfälle in Pulheim und Hürth in den letzten Jahren. Der Tod des 15-jährigen Henry in Pulheim im Jahr 2023 hat auch im Ergebnis des Fahrradklima-Tests der Stadt deutliche Spuren hinterlassen. In Hürth starben erst jüngst eine Schülerin und ein Schulbegleiter, als sie zu Fuß eine Straße überquerten und von einem Autofahrer, der über eine rote Ampel gefahren war, überfahren wurden. „Solche Ereignisse müssen rasch und wirksam Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr nach sich ziehen“, so Axel Fell.
Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test
ADFC-Fahrradklima-Test – der Zufriedenheitsindex der Radfahrenden
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums alle zwei Jahre durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, haben aber durch die breite Beteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. Der ADFC-Fahrradklima-Test hat international viele Nachahmer gefunden. Frankreich, Tschechien, Polen, Schweden und die Niederlande führen regelmäßig ähnliche Befragungen durch. In Österreich gibt es den sogenannten „Fahrradklima-Test“, der ausdrücklich auf dem deutschen Vorbild basiert.
Methodik der Umfrage
Der Test umfasst 27 Basisfragen mit gegensätzlichen Aussagen zur Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden, die auf einer sechsstufigen Skala („Bewertungsnote“) bewertet werden. Die Bewertungskategorien sind Sicherheit und Komfort beim Radfahren, Infrastruktur, Förderung des Radverkehrs, Verkehrsklima und die subjektive Zufriedenheit beim Radfahren. Zusätzlich gibt es bei jedem Durchgang ein neues Schwerpunktthema mit jeweils fünf Sonderfragen, beispielsweise zur Kinderfreundlichkeit, zum ländlichen Raum oder zum besonderen Engagement pro Rad während der Corona-Pandemie. Die Städte werden in sechs Größenklassen eingeteilt, um faire Vergleiche zu ermöglichen. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Kommune mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen.
2024 mit 213.000 Teilnehmenden und Schwerpunkt „Miteinander im Verkehr“
Der ADFC-Fahrradklima-Test fand 2024 zum elften Mal statt. Zwischen 1. September und 30. November 2024 konnten Interessierte auf www.fkt.adfc.de an der Umfrage teilnehmen. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst letzten Jahres abgestimmt, 21 Prozent sind Mitglied im ADFC. Mehr als 90 Prozent der Befragten nutzen Fahrrad und Auto, kennen also beide Perspektiven. 1.047 Orte kamen mit der notwendigen Mindeststimmenzahl in die Bewertung – damit sind 65 Prozent der Bevölkerung repräsentiert. Bei den 27 Fragen geht es beispielsweise darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt und wie einladend die Radwege sind. Die Zusatzfragen drehten sich in diesem Jahr um das „Miteinander im Verkehr“. Gefragt wurde beispielsweise, wie rücksichtsvoll sich die Verkehrsteilnehmenden verhalten, ob der Überholabstand ausreichend ist und ob das Thema Verkehrssicherheit in der Kommune ernstgenommen wird.
Über den ADFC Rhein-Erft
Der ADFC Rhein-Erft e.V. ist mit mehr als 1.500 Mitgliedern ein großer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. In den Städten des Rhein-Erft-Kreises sind wir mit unseren Ortsgruppen vor Ort aktiv. Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Verkehrspolitik und Verkehrssicherheit ein, fahren gemeinsam Touren und beraten in allen Fragen rund um das Fahrrad. Als Kreisverband werben wir in Politik, Rathäusern und anderen Verbänden für eine Verkehrspolitik, die die Potentiale des Fahrrades ausschöpft. Dabei steht die Entwicklung einer umfassenden Radverkehrsinfrastruktur im Mittelpunkt: ein einheitliches Radverkehrssystem für Alltags-, Freizeit- und Urlaubsradfahrer*innen mit hohen Qualitätsstandards und guten Serviceeinrichtungen.